DAS ZENTRALDORF
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In den ersten Jahren der DDR wurde die zentrale Funktion Berlstedts in der Umgebung erstmals baulich repräsentiert:
Mit der Zentralschule (später Polytechnische Oberschule), dem Konsum-Warenhaus und dem Landambulatorium wurden in Berlstedt elementare Einrichtungen für das gesamte Umland geschaffen.
Sie waren die ersten überörtlich bedeutenden Gebäude im Ort.
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​Damit begann ein grundlegender Wandel im Dorf:
Mit der Gründung der "LPG Vorwärts" 1956 und der "LPG Einheit" 1961 schlossen sich die bisher eigenständig arbeitenden Bauern zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammen. Von diesem Zeitpunkt an waren alle Bauern des Dorfes in den beiden Genossenschaften organisiert. Im Jahr 1962 fusionierten beide Organisationen und agierten fortan gemeinsam unter dem Namen "LPG Vorwärts".
Anfang der 1960er Jahre erfolgte der Bau und Ausbau von Ställen für gemeinsame Rinder-, Schweine- und Hühnerhaltung im Norden der des Ortes. Nur kurze Zeit später, 1964, schlossen sich die LPGs der Region (aus Hottelstedt, Vippachedelhausen, Neumark, Ballstedt und Berlstedt) zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammen. Ziel war der Austausch von Erfahrungen und Ressourcen in der Landwirtschaft.
Gleichzeitig erfolgte die Errichtung von mehreren Wohnblocks für die Beschäftigten der LPG: das bisher dörflich geprägte Erscheinungsbild Berlstedt verfügte plötzlich über viele städtische Elemente.
1969 spezialisierte sich der "LPG Vorwärts" auf die Milchproduktion: vorhandene Schweine- und Hühnerbestände wurden an die entsprechenden LPGs in Neumark und Hottelstedt übergeben. Die - von nun an so genannte - Milchviehanlage wurde weiter ausgebaut.
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1974 wurde mit dem Kulturhaus eines der charakteristischsten Gebäude des Ortes errichtet. Anlässlich der "4. Kulturfesttage der sozialistischen Landwirtschaft", die Besucher aus aller Welt anlocken sollten.
Fortan galt es als Zentrum des kulturellen Lebens. Es entwickelte sich zum Hauptstandort der kulturellen Betätigung für die Bewohner Berlstedts und der ganzen Umgebung. Die bekanntesten Musiker, Tänzer und Künstler der gesamten Republik traten regelmäßig auf, auch das Radio DDR zeichnete eine Show im Kulturhaus auf. Berlstedt erhielt landesweite Aufmerksamkeit. Doch nicht nur das: viele internationale Delegationen aus aller Welt besuchten das Dorf als Vorbild für die Agrarindustrie und das kulturelle Leben.
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Die Milchviehanlage war auf ihrem Höhepunkt: 1980 wurden 4.757 Milchkühe in den Ställen gehalten - 1964 waren es nur 228.
​In den 1980er Jahren gingen Bautätigkeit und neue Entwicklungen zurück, die Produktion verstetigte sich immer mehr.
Mit der Wiedervereinigung begann erneut ein grundlegender Wandel:
Die zuvor florierenden Einrichtungen mussten teilweise aufgegeben werden, vereinzelt war die Weiternutzung nur in Teilen möglich. Berlstedt veränderte sich stark und verlor seine Bedeutung als Zentraldorf.
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